Löwenzahn – Meister der Entgiftung

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Löwenzahn 01

Der Löwenzahn (Taraxacum officinale Web.) – Meister der Entgiftung

Der zu der Familie der Korbblütler (Asteraceae) gehörende Löwenzahn zählt zu den wohl bekanntesten Wildkräutern. Er wird seit der Antike als Heilpflanze verwendet und hat auch in der heutigen modernen Heilpflanzenkunde seinen festen Platz. Als Heilpflanze wird der Löwenzahn vor allem als Stärkungsmittel und Entgiftungspflanze sehr geschätzt und aufgrund seiner Bitterstoffe für Verdauungsbeschwerden und Beschwerden von Leber, Galle und Nieren eingesetzt. Der Löwenzahn ist eine wirklich kräftige und starke Pflanze, wenn es darum geht „etwas in Bewegung zu bringen“ – ob auf körperlicher Ebene unseren Stoffwechsel, die Verdauung oder auch steife Gelenke oder auf der seelischen Ebene mit seiner starken Transformationskraft. Der Löwenzahn ist wirklich ein wahrer Meister seines Faches –  ein Meister im Heilen und ein Meister der Entgiftung.

Denkt man an den Löwenzahn, so hat man meist eine saftig grüne Frühlingswiese vor Augen, die über und über bedeckt ist  mit den gelben Blüten, die so vor Lebensenergie strotzen und wie kleine Sonnen leuchten. Im Frühjahr sollten wir reichlich Löwenzahnblätter und –Blüten in unsere Ernährung integrieren, um unsere Nährstoffspeicher zu füllen und den Körper nach dem Winter zu entschlacken. Auch im Herbst startet der Löwenzahn meist noch mal in eine 2. Saison und schenkt uns erneut saftige Blätter und Wurzeln, die wir zur Stärkung vor dem Winter nutzen sollten. Am besten wir nutzen den Löwenzahn täglich, um bei bester Gesundheit zu bleiben.

Aber nicht nur für uns Menschen ist der Löwenzahn ein wundervolles Elixier. Denn auch für die Insekten ist er eine wundervolle Nahrungs- und Nektarquelle. Mit seiner frühen Blüte ab März liefert er gerade den Bienen und Hummeln nach einem langen Winter wertvollen Nektar, um die über den Winter aufgebrauchten Reserven wieder aufzufüllen. Deshalb ist es wichtig, auch immer an unsere kleinen Mitbewohner in der Natur zu denken und generell beim Kräuter sammeln achtsam vorzugehen und nur kleine Mengen mitzunehmen.

Wo wächst er und wie erkenne ich ihn?

Man findet den Löwenzahn eigentlich überall, aber vor allem aber auf Wiesen, Weiden, Äckern und in Gärten. Ich glaube, der Löwenzahn ist die anpassungsfähigste Pflanze, die ich kenne. Er wächst auch in der kleinsten Ritze im Mauerwerk oder in einem Spalt im Asphalt und kommt mit den widrigsten Bedingungen zurecht. Ideale Wachstumsbedingungen bieten ihm  sonnige bis halbschattige Standorte  mit nährstoffreichen und lockeren Böden. Der Löwenzahn wächst sowohl im Flachland als auch im Hochgebirge bis teilweise über 2.500 m Höhe.

Typisch für den Löwenzahn ist die lange Pfahlwurzel, die an den Ginseng erinnert. Er hat eine Grundrosette mit schrotsägeförmigen stark gezähnten länglichen Blättern. Die Blätter können stark im Aussehen variieren und locker bis zu 25 cm breit und 40 cm lang werden. Im jungen Zustand sind die Blätter hellgrün, die dann bei den älteren Blättern sich in ein dunkleres grün verändern.

Sowohl die Stängel als auch die Leitgefäße der Blätter sind hohl und enthalten den typischen weißen kautschukhaltigen und harzigen Milchsaft. Der Milchsaft dient der Pflanze in erster Linie zum eigenen Schutz vor Infektionen und als Fraßschutz. Je älter die Pflanze ist, umso höher ist auch die enthaltene Menge an Milchsaft. Der Milchsaft ist –wie oft behauptet wird – nicht giftig. Es empfiehlt sich aber, die Blätter im jungen Zustand zu verzehren, wo die Konzentration noch niedrig ist. Dann schmecken die Blätter nicht so bitter wie im älteren Stadium. Bei übermäßigem Verzehr könnte der Milchsaft bei empfindlichen Personen Magen-Darm-Beschwerden auslösen. Außerdem hinterlässt der Milchsaft unschöne braune Flecken auf der Kleidung.

Die typische gelbe Blüte entwickelt sich am oberen Ende des langen blattlosen Stiels. Die etwa 5cm große leuchtend gelbe Korbblüte besteht aus zwischen 200 und 300 einzelnen gelben Zungenblüten, die sich nur bei Sonnenschein öffnen. Aus den einzelnen Zungenblüten entwickeln sich später die Samenschirmchen, die dann vom Wind davon getragen werden – auch als „Pusteblume“ bekannt.

Verwendete Pflanzenteile

Verwendet wird die ganze Pflanze von den Blättern, über die Blüte als auch die Wurzel. Die Wurzel wird v.a. im Herbst von September bis März (bei frostfreiem Boden!) gegraben. Die Blätter findet man von März bis Oktober. Die Blüten werden in April und Mai gepflückt.

In den Wurzeln sind weniger Bitterstoffe enthalten als in den Blättern.

Hauptinhaltsstoffe

  • Bitterstoffe (u.a. Taraxacin)
  • Flavonoide
  • Inulin (v.a. in der Wurzel / im Frühjahr weniger im Herbst deutlich mehr)
  • reich an Mineralien u. Spurenelementen, v.a. Kalium
  • Vitamin C + E
  • Phytosterole
  • Cholin

Wirkweise (Eigenschaften)

  • Generell anregend auf alle Drüsen auch Hormondrüsen
  • Appetitanregend (v.a. Wurzel)
  • blutreinigend
  • entschlackend / entgiftend
  • harntreibend / entwässernd (v.a. Blätter / durch den hohen Kaliumgehalt wird die Ausscheidung über die Niere gefördert)
  • leber- / galleanregend, aber auch nierenanregend
  • fördert die Rückresorption von Gallensäuren (das beugt Gallensteinen vor!)
  • tonisierend und stärkend
  • verdauungsfördernd (Steigerung der Magensaftsekretion)

Wirkung auf emotionaler Ebene

 Das Pflanzenwesen des Löwenzahns steht für Kraft, Mut und eine große Portion Transformations-Energie. Wenn man sich überlegt unter welchen widrigen Bedingungen der Löwenzahn  noch gut wachsen kann, dann erkennt man seine starke Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit. Und genau dadurch kann er auch uns gut unterstützen bei Veränderungs- u. Anpassungsprozessen aller Art. Er bringt uns wieder „ in Bewegung“ und löst gestaute oder blockierte Lebensenergie auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene.

Der Löwenzahn verleiht Stärke und Löwenmut und gibt uns die Kraft uns „durchzubeißen“. Hier könnte man sich beispielsweise ein schönes Amulett aus der Wurzel anfertigen und als Kette bei sich tragen.

Verwendung in der Heilkunde

  • Appetitlosigkeit
  • Arteriosklerose
  • Blutreinigung -> Frühjahrskuren (Entwässerung, Entschlackung, Entgiftung )
  • chronische Gelenkerkrankungen (Arthrose, Arthritis, etc.)
  • chronische Hautprobleme
  • Funktionsstörungen von Leber, Galle, Magen, Darm, Milz, Bauchspeicheldrüse
  • Müdigkeit, Erschöpfung + allgemeiner Schwäche
  • Gicht
  • Galleanregung, auch vorbeugend bei Gallensteinen + Gallengrieß
  • Harnwegsinfektionen
  • Nierensteine
  • Zur Rekonvaleszenz nach Krankheiten
  • Rheuma (Löwenzahn gehört in jeden Rheumatee!)
  • Verdauungsprobleme / Dyspeptische Beschwerden

In der Volksheilkunde wird er hauptsächlich angewendet um den Stoffwechsel anzuregen; zur Verdauungsförderung und bei Beschwerden von Leber, Galle und Nieren. Nach der Aussage von Pfarrer Kneip „räumt er mit allen faulen Säften auf“. Er bringt die Lebensenergie wieder zum Fließen und bringt den Stoffwechsel auf Touren. Eigentlich könnte man den Löwenzahn wirklich als „Allheilmittel für die typischen Zivilisationskrankheiten“ bezeichnen, die unter anderem ausgelöst werden durch Übersäuerung des Körpers aufgrund mangelhafter Ernährung, Bewegungsmangel und Dauerstress. Der Löwenzahn sollte in keinem Stoffwechseltee oder Rheumatee fehlen. Der Löwenzahn kann wirklich in allen Situationen angewendet werden, in denen der Körper Unterstützung in seiner Arbeit benötigt.

Der Löwenzahn ist die einzige Pflanze, die gleichzeitig einen Bezug zu Leber und Niere hat. Gerade das macht ihn so wertvoll als wichtiger Bestandteil einer Entgiftungs- bzw. Frühjahrskur. Die ideale Zeit um eine Kur durchzuführen ist das Frühjahr und der Herbst, am besten 2x im Jahr über 4-6 Wochen mit 2-3 Tassen Tee täglich aus den Löwenzahnblättern und –wurzeln. Ideal ist hier auch eine Teemischung in  Kombination beispielsweise mit der Brennnessel oder den Blättern der Birke. Das entgiftet und vertreibt die Müdigkeit. Die Kur ist neben der allgemeinen Stärkung auch sehr zu empfehlen zur Gallensteinprophylaxe, bei Stoffwechselerkrankungen, wie z.B. Rheuma, Gicht oder Hautproblemen oder für chronische Beschwerden des Bewegungsapparates v.a. ausgelöst durch Übersäuerung des Körpers.

Nebenwirkungen und Kontraindikationen

Löwenzahn kann bei übermäßigem Verzehr oder Überempfindlichkeit Magenbeschwerden durch Übersäuerung verursachen.

Kontakt mit dem Milchsaft kann bei empfindlichen Personen zur Kontaktdermatitis führen.

Nicht anwenden bei schweren Leberfunktionsstörungen, Darmverschluss, Entzündung und Verschluss der Gallenwege, Eiteransammlung in der Gallenblase (Gallenblasenempyem) oder Gallensteinen. Der Einsatz von Löwenzahn kann den Abgang von Gallensteinen verursachen, was bei größeren Steinen problematisch sein kann. Ebenefalls nicht angewendet werden sollte der Löwenzahn bei  Magen- und Zwölffingerdarm-Geschwüren aufgrund zu viel Magensäure oder bei generell sehr starker Aktivität der Drüsen.

Wildkräuterküche

 In der Küche können alle Teile des Löwenzahns verwendet werden. Gerade die frischen Blätter sind vollgepackt mit vielen Mineralien, Spurenelementen und Vitaminen. Vor allem bei dem Vitamin-C schlägt der Löwenzahn mit etwa 115 mg / 100g das Kulturgemüse um ein Vielfaches. Im Vergleich dazu enthält der Kopfsalat gerade einmal etwa 15mg Vitamin-C pro 100g.

Die Blätter, Wurzeln und Blüten können am besten frisch verwendet werden im Salat oder als Zutat in einem Smoothie. Getrocknet kann man Blätter und Blüten in ein Kräutersalz mit hineingeben. Bei den Blättern empfehle ich hauptsächlich die jungen, frischen Blätter zu verwenden. Mit dem Alter der Blätter nimmt der Bittergehalt zu und sie sind dann nicht mehr so schmackhaft. Die Wurzel ist weniger bitter als die Blätter. Durch das enthaltene Inulin schmeckt sie leicht süßlich.

Aus den Blüten kann man einen leckeren, honigähnlichen Sirup herstellen oder ein Löwenzahnblüten-Gelee. Die Knospen können in Butter gebraten oder als Kapernersatz einlegt werden. Aus der getrockneten und gerösteten Wurzel der Pflanze hat man in den Nachkriegsjahren einen Ersatzkaffee hergestellt.

Löwenzahntee:

Tee aus Löwenzahnblättern als Aufguss/ Infus:

1 Tl. Löwenzahnblätter (frisch od. getrocknet) mit einer Tasse (ca. 250ml) kochendem Wasser übergießen u. 5-7 Min. ziehen lassen. Nicht süßen!  Bis zu 3 Tassen täglich trinken. Im Frühjahr oder Herbst kann der Tee ideal als Kur von 4-6 Wochen getrunken werden. Dafür empfehle ich 2 – 3 Tassen täglich.

Tee aus der Löwenzahnwurzel als Dekokt / Abkochung:

1 Tl. Löwenzahnwurzel (frisch od. getrocknet) mit einer Tasse (ca. 250ml) kaltem  Wasser aufkochen und 10-20 Min. ziehen lassen. Nicht süßen!  Bis zu 3 Tassen täglich trinken. Ideal als Kur 4-6 Wochen lang mit 2 – 3 Tassen täglich. 

Löwenzahnblüten-Obstsalat:

Zutaten:

2 Äpfel, 2 Orangen, 1 Banane, 200g Beeren nach Wahl

100 ml Apfelsaft

Saft einer halben Zitrone

1 Tasse Löwenzahnblüten

1 Handvoll Sonnenblumenkerne

Evtl. etwas Honig zum süßen

Vanille, Zimt, eine Messerspitze Tonkabohne nach Belieben

Das Obst in kleine Stücke schneiden, mit dem Saft (Apfel- u. Zitrone) übergießen. Nach Belieben mit Gewürzen verfeinern und bei Bedarf mit Honig nachsüßen. Den Obstsalat etwa 30 Min. durchziehen lassen. In der Zwischenzeit die Sonnenblumenkerne in einer Pfanne ohne Öl anrösten. Die einzelnen gelben Blüten des Löwenzahns aus dem grünen Körbchen zupfen und kurz vor dem Verzehr unter den Salat mischen. Die Sonnenblumenkerne als Topping über den Salat geben und mit einem Teil der Blüten dekorieren.

Gelbes Löwenzahnsalz:

Für das Salz verwende ich in der Regel das Mengenverhältnis 2:1, also 2 Teile Pflanzenmaterial und 1 Teil Salz. Hier kann gerne ein wenig experimentiert werden, und der Kräuteranteil auch noch erhöht werden. So kann man leicht Salz einsparen und nebenbei noch etwas postives für die Gesundheit tun.  Durch die Kräuter sind die Salze in der Regel so intensiv, dass man dadurch auf einfache Weise die Speisen recht salzarm würzen kann.

Zutaten für ca. 100g Salz

50g Löwenzahnblüten

50g Steinsalz

Für das Salz werden die einzelnen gelben Blüten aus dem Blütenkörbchen gezupft und mit dem Salz vermengt. Das ganze wird dann vorsichtig zu einer Masse püriert. Ich empfehle hier keinen Hochleistungsmixer zu verwenden, da die Wärmeentwicklung eventuell zu hoch ist. Eine zu starke Wärmeentwicklung zerstört wertvolle Inhaltsstoffe und kann die Kräuter bitter machen. Ich arbeite bei den Kräutern am liebsten mit einem Steinmörser.

Die Masse auf ein Backblech geben oder in einen Dörrautomaten und bei unter 40 Grad richtig gut durchtrocknen. Wichtig ist hier, dass das Salz komplett durchgetrocknet ist, sonst können Pflanzenteile schimmeln. Beim Trockenvorgang können kleine Klumpen entstehen. Deshalb lockere ich das Salz am Ende noch einmal im Mörser auf und fülle es in Gläser ab.  Wird das Salz trocken gelagert, dann ist es lange Jahre haltbar.

Für das Salz können auch die Löwenzahnblätter verwendet werden. Das gibt dann grünes Salz. Auch eine Kombination mit verschiedenen Kräutern ist sehr lecker. Hier ist Ausprobieren erwünscht.

Für Fragen und Anregungen nutze gerne mein  Kontaktformular oder schreibe mir direkt eine E-Mail an Melanie@gruengesund.de 

Quellen

  • Die Kräuter in meinem Garten – Sigrid Hirsch & Felix Grünberger
  • Die Sprache der Pflanzenwelt – Svenja Zuther
  • Kosmos Naturführer Was blüht denn da?
  • Pflanzliche Urtinkturen – R. + H. Kalbermatten
  • Skript zur Ausbildung in Phytotherapie nach Doris Grappendorf
  • Wildkräuter-Apotheke – Doris Grappendorf
  • Wildkräuter-Küche – Doris Grappendorf
  • Fotos: Roman Fuchs / Fuchs-Naturfotografie mehr Infos