Der Beinwell – Bringt Ordnung & Stabilität

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Der Beinwell (Symphytum officinale) - Bringt Ordnung & Stabilität

Der unter anderem auch als Wallwurz, Heilwurzel oder Beinwurz bezeichnete Beinwell gehört zur Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae). In diese Familie gehören beispielsweise auch Borretsch, Lungenkraut und Natternkopf. Typisches Merkmal der Raublattgewächse sind die wie grobes Schmirgelpapier rauen behaarten  Blätter und Stengel.

Der Beinwell ist wie der Name schon verrät eine Heilpflanze zum Wohle des Beines (altes Wort für Gebeine, Knochen). Sein Einsatz zu medizinischen Zwecken geht bis weit in die Antike zurück. Seine wundheilenden Eigenschaften wusste man damals schon zu nutzen. Zusätzlich setzte man den Beinwell auch innerlich ein, um u.a.  Magen-Darm-Beschwerden oder Husten zu lindern. Heute wird er in der modernen Medizin nur noch äußerlich eingesetzt und kann bei Verletzungen, rheumatischen Beschwerden und Entzündungen des Bewegungsapparates die Heilung unterstützen. Zusätzlich schätzt man hier seine schmerzlindernden Eigenschaften durch die kühlenden Schleimstoffe, die er reichlich enthält.

In verschiedenen Studien konnte gezeigt werden, dass eine Salbe aus Beinwell bei Verletzungen an Muskeln, Sehnen, Bändern und Knochen und bei rheumatischen Beschwerden ein größeres Wirkpotenzial hat als die oft verwendete chemische Variante „Diclofenac“. Außerdem zeigt sich, dass der Beinwell auch bedenkenlos für Kinder eingesetzt werden kann, um Sport- oder Spielverletzungen zu behandeln. Das finde ich eine tolle Bestätigung für die heilende Kraft, die in den Pflanzen steckt.

Der Beinwell hat ein stark stabilisierendes und ordnendes Wesen. Ich finde, das Stabilisierende kann man auch sehr deutlich an seinen starken, festen Wurzeln erkennen, die wie ein stabiles Knochengerüst fest mit der Erde verbunden sind. Der Beinwell liebt es wieder für Ordnung zu sorgen und einen optimal funktionierenden Zustand herzustellen – sei es auf körperlicher oder auf geistiger und seelischer Ebene. Die Worte von Doris Grappendorf beschreiben das Wesen des Beinwells sehr treffend: „Wenn etwas in Unordnung geraten ist, so ordnet er es wieder, bringt alles wieder an seinen Platz, reguliert und lässt alles wieder auf seine Weise funktionieren.“

Wo wächst er und wie erkenne ich ihn?

Der Beinwell bevorzugt feuchte etwas schattigere Standorte und man findet ihn  an Bachufern, Gewässerrändern, Gräben und in feuchten Gebüschen. Auch im Garten lässt er ssich problemlos kultivieren, da er sehr pflegeleicht ist. Fühlt er sich wohl, neigt er dazu sich auszubreiten. Er ist eine Zeigerpflanze für stickstoffhaltige Böden.

Der Beinwell ist eine mehrjährige, krautige Pflanze, die im Schnitt etwa 60cm hoch wird. Man erkennt ihn gut an den ca. 25cm langen, wechselständig angeordneten, länglich ovalen Blättern mit einer starken Mittelrippe und deutlich erkennbarer geaderten Zellmusterung an Blattoberseite und -unterseite.

Der Beinwell bildet sehr starke, verzweigte Wurzeln aus, mit denen er sich bis zu einem halben Meter tief und fest im Boden verankert. Wenn man schon einmal eine Beinwell-Wurzel ausgegraben hat, dann weiß man, dass es nahezu unmöglich ist, die Wurzel am Stück aus der Erde zu bekommen. Es knackt und kracht dabei tatsächlich „als würden Knochen brechen“, wenn man die Wurzel in Stücken aus der Erde befreit. Die Wurzel erinnert auch im Aussehen stark einen Knochen. Im Querschnitt ist sie außen schwarz und innen gelblich mit einer schleimhaltigen Markschicht.

Der Beinwell blüht von Mai bis Oktober meist violett bis rosa. Typisch ist hier eine nach innen eingewickelte Blütenrispe, die oft auch als „Skorpionblüte“ bezeichnet wird. Beim Aufblühen wickelt sich die Blütenrispe langsam nach außen auf und es erscheinen einzelne glockenförmige Blüten, die sich nacheinander öffnen. Die Blüten sind bei den heimischen Insekten und da v.a. bei den Hummeln und Bienen sehr beliebt. Spannend finde ich hierbei, dass die Bienen nicht ohne die Hilfe der Hummeln an den kostbaren Nektar gelangen, da die Blüten zu lange sind. Die Hummeln beißen dafür die Blüten hinten auf und erst dann kommen auch die Bienen mit ihrem Saugrüssel an den Nektar.

Verwendete Pflanzenteile

Junge Blätter + Wurzel. Für medizinische Zwecke wird heutzutage hauptsächlich die Wurzel verwendet. Diese hat einen höheren Wirkstoffgehalt als die Blätter. Die Blüten können ebenfalls gegessen werden und sind sehr dekorativ.

Geerntet werden junge Blätter vor der Blüte u. v.a. die Wurzel (kann von Oktober bis Ende Februar gegraben werden). 

Die Wurzeln vorsichtig waschen, klein schneiden u. trocknen oder sofort zu Salben u. Tinkturen verarbeiten. Die Wurzel möglichst rasch verarbeiten. Durch das darin enthaltene Allantoin schimmelt sie schnell.

Hauptinhaltsstoffe

  • Schleimstoffe
  • Allantoin (v.a. in der Wurzel)
  • Gerbstoffe
  • Pyrrolizidinalkaloide (PA*)
  • Kieselsäure (Silizium)
  • Cholin

Was hat es mit den Pyrrolizidinalkaloiden (PAs) auf sich?

Je nach Standort und Sorte können im Beinwell geringe Mengen oder Spuren von PAs enthalten sein. Die PAs stehen im Verdacht, dass Sie in größeren Mengen aufgenommen lebertoxisch und krebserregend wirken können. Aus diesem Grund wird auch nur die äußerliche Anwendung von Beinwell-Zubereitungen empfohlen. Von der innerlichen Verwendung rät man ab.  Die Toxizität konnte in verschiedenen Studien auch wissenschaftlich belegt werden. Nur muss man dazu sagen, dass solche Studien unter Laborbedingungen an Laborratten durchgeführt werden unter Bedingungen, wie sie beim Einsatz der ganzen Pflanze in der Regel nicht vorkommen (höhere Dosierung und meist Einsatz isolierter Stoffe). Verwendet man die ganze Pflanze, so wirkt sie als Vielstoffgemisch, wo zwischen den Stoffen ausgleichende oder verstärkende Wirkungen entstehen.  In der Pflanze enthaltene Alkaloide können durch diese Synergieeffekte dann in geringen Mengen auch gesundheitsförderliche Wirkungen haben.  Ich persönlich denke, dass die in der Pflanze enthaltenen  Mengen an PA so gering sind, dass die Aufnahme großer Mengen unrealistisch ist. 

Ich finde an dieser Stelle das Zitat von Paracelsus sehr treffend:

„Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis macht’s, dass ein Ding kein Gift sei.“ 

Hier sollte man einfach auf seinen Menschenverstand vertrauen. Der Beinwell wurde seit Jahrhunderten innerlich genutzt und war auch in der Küche ein gern genutztes Kraut. Ich persönlich verwende ihn sowohl äußerlich als auch innerlich und nutze ihn gerne in der Küche.

Für den Einsatz zu medizinischen Zwecken werden heutzutage PA-freie Sorten gezüchtet und verwendet.

Wirkweise (Eigenschaften)

  • abschwellend
  • entzündungshemmend
  • Förderung von Knochenwachstum u. Kallusbildung
  • Granulationsfördernd
  • Keimhemmend (Gerbstoffe)
  • kühlend
  • Reizmildernd u. schmerzstillend (lokal)
  • Verflüssigung des Wundsekrets
  • Wundheilend (fördert Zellneubildung u. Geweberegeneration v.a. durch Allantoin u. Schleimstoffe)
  • Wundreinigend

Wirkung auf emotionaler Ebene

Das Wesen des Beinwells ist ganz darauf ausgerichtet, alles wieder in Ordnung zu bringen und zu regulieren, was in Unordnung geraten ist. Dabei bezieht sich das nicht nur auf die körperliche Ordnung, die bei Störungen am Bewegungsapparat (Knochen, Sehnen, Muskeln, Bänder etc.) an den „Gebeinen“ auftreten. Die ordnenden und regulierenden Eigenschaften zeigt er auch auf der seelischen Ebene, wenn wir beispielsweise von unserem Seelenpfad abgekommen sind oder uns emotionale Themen belasten und uns so aus der Ordnung bringen. Der Beinwell richtet uns wieder auf, stärkt unser Rückgrat und wirkt stabilisierend ohne uns dabei einzuengen. Dazu kommt noch seine kühlende Eigenschaft, durch die er die ein oder andere hitzige Emotion sanft auszugleichen vermag.

Verwendung in der Heilkunde

  • Arthrose
  • Prellungen, Verstauchungen, Zerrungen
  • Entzündungen des Bewegungsapparates (Knochenhaut, Schleimbeutel, Arthritis, etc.)
  • Gelenk- u. Muskelbeschwerden
  • Gicht
  • Hämatome (Bluterguss)
  • Ischias, Muskelverspannungen
  • Frakturen, Knochenverletzungen
  • Osteoporose
  • Rheumatische Beschwerden
  • Ulcus cruris (Unterschenkelgeschwür)
  • Venenentzündungen
  • Wundheilung auch bei Wundheilungsstörungen (v.a. auf bereits geschlossenen Wunden)
  • Wundversorgung (nicht in offene Wunde!)
  • Zahnfleischschwund

Wie kann ich den Beinwell in der Heilkunde verwenden?

Für den Beinwell gibt es verschiedene Zubereitungs- bzw. Darreichungsformen käuflich zu erwerben: Salbe, Creme, Gel, Beinwell-Öl, Beinwell-Auflage (aus frisch geriebener Wurzel od. Wurzelpulver), Tinktur (äußerlich), Tee (äußerlich).  Eine Salbe oder Tinktur kann man auch leicht selbst herstellen aus einer ausgegrabenen Wurzel.

Für die äußerliche Anwendung kann auch eine Beinwell-Auflage /  Umschlag gemacht werden. Dafür wird die Wurzel oder getrocknetes Wurzelpulver zu einem Brei verarbeitet und auf die betroffene Stelle aufgelegt (siehe Rezept).

Für die innerliche Anwendung gibt es verschiedene homöopathische (z.B. Symphytum ab D6) oder  spagyrische Fertigpräparate.

Ideal ist auch die Verwendung des Beinwells in Kombination mit anderen wundheilungsfördernden Pflanzen, wie z.B. der Kamille oder der Ringelblume.

Nebenwirkungen und Kontraindikationen

  • Wegen der enthaltenen Pyrrolizidinalkaloide (krebserregend) wird von einer innerlichen Anwendung – vor allem einer längerfristigen – abgeraten. Das gilt hauptsächlich für den wilden Beinwell. Für medizinische Zwecke werden heutzutage PA-freie Sorten gezüchtet und eingesetzt.
  • Die Anwendung sollte nur auf der intakten Haut erfolgen. Nur bei oberflächlichen Wunden verwenden, nicht dagegen bei tiefreichenden, da es wegen des beschleunigten Wundverschlusses zur Abszessbildung kommen kann
  • Die Kommission E empfiehlt nur die äußerliche Anwendung des Beinwell und die Anwendungsdauer nicht länger als 4–6 Wochen.
  • In der Schwangerschaft sollte die Anwendung ärztlich abgeklärt werden.

Beinwell als Pflanzendünger

Gerade durch den hohen Anteil an Kieselsäure (Silizium) im Beinwell, können die Blätter wunderbar im Garten für die Kräftigung und auch zur Düngung der Pflanzen verwendet werden. Dafür kann man einfach aus den abgeschnittenen Blättern (alle oberirdischen Teile) eine Jauche ansetzten und damit die Pflanzen gießen oder man gibt einfach die angetrockneten Pflanzenteile direkt mit in ein Pflanzloch. Außerdem kann man auch einfach im Herbst die Pflanzenteile des abgeschnittenen Beinwells direkt auf der Erde oder in unmittelbarer Nähe von geschwächten Pflanzen liegen lassen. Die Erde holt sich über den ökologischen Kreislauf die Nährstoffe wieder zurück. Deshalb ist es schade, wenn die Pflanzenteile einfach im Bio-Abfall entsorgt werden. Dann sollte man sie lieber mit auf den Komposthaufen geben, um der Erde wieder die wertvollen Stoffe zurück zu geben. Das gilt nicht nur für den Beinwell!

Rezepte

Umschlag aus Beinwell-Wurzelbrei:

Frische Beinwell-Wurzeln gut säubern und mit der Küchenreibe zu einem Brei reiben. Den Brei auf die Mitte eines Leinentuchs oder eines Küchenpapiers streichen und die Enden wie ein Päckchen zusammenfalten. Die Seite mit nur einer Tuch- oder Papierlage auf die betroffene Stelle auflegen.

Die Brei-Auflage so lange auf der betroffenen Stelle lassen, wie es als angenehm empfunden wird. Es empfiehlt sich die Auflage ca. 1h aufzulegen. Das ganze mehrmals täglich wiederholen.

Alternativ, wenn man keine frischen Wurzeln zur Hand hat, kann man auch einen Brei aus getrockneter pulverisierter Wurzel herstellen. Dafür einfach das Pulver mit heißem Wasser anrühren.

Der Breiumschlag wird in der Volksheilkunde vorwiegend bei Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen und Muskel- und Knochenverletzungen (auch entzündliche Verletzungen) eingesetzt. Nur auf intakter Haut und nicht direkt auf offenen Wunden einsetzen.

Beinwell-Tinktur für die äußerliche Anwendung:

Dafür frisch gegrabene Wurzelteile reinigen (ich nehme dafür eine Zahnbürste, das geht gut. Vorsichtig säubern, damit die äußere schwarze Schicht noch erhalten bleibt!). Die Wurzel klein schneiden und locker in ein sauberes Glas oder eine Flasche geben. Die Wurzelteile mit 35 – 40% Alkohol (z.B. Doppelkorn, Obstbrand) übergießen bis alles bedeckt ist. Das Glas verschließen und 4-6 Wochen an einem warmen Ort ziehen lassen. Das ganze zwischendurch immer mal wieder schütteln. Nach 4-6 Wochen die Tinktur filtern und in dunkle Flaschen abfüllen. Am besten eignen sich hier braune Tinkturenfläschchen mit Tropfeinsatz.

Die Tinktur kann äußerlich für Einreibungen und Umschläge verwendet werden. Dafür mehrmals täglich die schmerzenden Stellen mit der Tinktur einreiben. Die Tinktur kann eingesetzt werden bei leichten Prellungen, Zerrungen, Stauchungen; bei Arthrose; Gicht- und Rheumaschmerzen und Rückenschmerzen aufgrund arthrotischer Veränderungen. Nur auf intakter Haut und nicht direkt auf offenen Wunden einsetzen.

Für Fragen und Anregungen nutze gerne mein  Kontaktformular oder schreibe mir direkt eine E-Mail an Melanie@gruengesund.de 

Quellen

  • Fotos: Pixabay & Roman Fuchs / Fuchs-Naturfotografie mehr Infos

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