Spitzwegerich – Schützender König des Weges

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Pflanze, Breitwegerich 01

Spitzwegerich (Plantago lanceolata) – schützender König des Weges

Der Spitzwegerich gehört zur Familie der Wegerich-Gewächse und ist eine kraftvolle Heilpflanze mit vielseitiger Wirkung. Als „König oder Herrscher des Weges“ ( von „wega“ = althochdt. „Weg“ und „-rich“ = indogerm. „König, Herrscher“) oder auch liebevoll als der „Herr in Nadelstreifen“ verfolgt er uns auf Schritt und Tritt, um uns bei Bedarf immer schützend zur Seite zu stehen und um uns den richtigen Weg zu zeigen.

Neben dem Spitzwegerich finden wir in der Natur noch seine beiden Brüder, den Breit-Wegerich und den mittleren Wegerich, die ebenfalls heilende Wirkung haben vergleichbar mit dem Spitzwegerich. Unterscheiden kann man sie an den unterschiedlichen Blattformen und Blütenfarben. Der mittlere Wegerich hat breit ovale, dicke und teils flauschig-zähe Blätter, meist ohne Stiel, die flach am Boden liegen. Die Blütenähren sind länglich und blass rosa blühend. Der Breit-Wegerich (siehe Foto oben rechts) hat dicke, unbehaarte ovale Blätter mit einem deutlichen Stiel. Die Blätter stehen meist nach oben und liegen nicht flach am Boden. Die Blütenähre ist schmal und zwischen 10 u. 20cm lang (im Knospenstadium kann sie wie Spargel gegessen werden). Blütenfarbe ist weiß.

Der Spitzwegerich ist eine relativ alte Heilpflanze, die schon bei den Germanen Verwendung fand und als Symbol der Fruchtbarkeit verehrt wurde.

In der Heilkunde schätzt man v.a. die kühlenden, schützenden und heilenden Eigenschaften bei allen entzündlichen Prozessen von Haut und Schleimhäuten (haupts. der Atemwege und Mund- u. Rachenschleimhäute). Außerdem hat er frisch angewendet einen positiven Einfluss auf die Selbstheilungskräfte und kommt als Stärkungsmittel bei Erschöpfung, zur Erholung nach Krankheitsphasen oder  für ein gut funktionierendes Immunsystem zum Einsatz.

Man sagt, der frische Spitzwegerich spiegelt dem Körper das Bild eines gesunden Körpers. Er zeigt uns, wie Gesundheit geht bzw. wie der Körper im gesunden Zustand optimal funktioniert!

Die immunstärkende Wirkung kann auf das in den Blättern enthaltene Aucubin zurückgeführt werden. Da es beim Trocknen verloren geht, sollte man die Spitzwegerich-Blätter immer frisch verwenden. Ich empfehle wirklich täglich ein Blatt frisch zu essen oder mit in den Salat zu geben. Denn der Spitzwegerich kann ohne Nebenwirkungen dauerhaft zur Begleitung und Unterstützung bei allen Arten von Beschwerden oder einfach so für ein starkes Immunsystem verwendet werden.

Wo wächst er und wie erkenne ich ihn?

Den Spitzwegerich findet man an Wegrändern, auf Wiesen und in Gärten – praktisch überall. Er bevorzugt sonnige bis halbschattige Standorte mit nährstoffreichen, trockenen bis leicht feuchten Böden. Zurecht kommt er aber mit aller Art von Boden.

Typisch sind die langen lanzettlichen, zarten Blätter mit 5 – 7 deutlich erkennbaren parallel laufenden Blattnerven (Nadelstreifen), die aus einer Grundrosette entspringen. An einem langen blattlosen Stiel (ca. 50cm) sitzt eine kleine ährenförmige Blüte, die weiß blüht.

Verwendete Pflanzenteile

Blätter, Samen (Flohsamen) und Knospen (Küche)

Der Wegerich kann ganzjährig gesammelt werden (Mai-Oktober) und sollte am besten frisch verwendet werden.

Die Blätter zum Trocknen klein schneiden u. an einem luftig, trockenen Ort trocknen. Sie dürfen nicht übereinander liegen, da sie sich sonst verfärben u. unwirksam werden. Beim Trocknen geht das wertvolle Aucubin verloren, die restlichen Inhaltsstoffe bleiben weitgehend erhalten.

Hauptinhaltsstoffe

  • Schleimstoffe
  • Bitterstoffe
  • Gerbstoffe
  • Saponine
  • Aucubin (nur in der frischen Pflanze)
  • Kieselsäure
  • Vitamin B, C + Zink

Wirkweise (Eigenschaften)

  • adstringierend (zusammenziehend)
  • abschwellend
  • antibakteriell, antiviral + antimykotisch
  • antibiotisch (nur frisch!)
  • blutreinigend
  • entzündungshemmend
  • immunstärkend
  • kühlend u. reizmildernd
  • schleimlösend + auswurffördernd
  • schmerz- u. juckreizstillend
  • wundheilend

Wirkung auf emotionaler Ebene

Wie auf der körperlichen Ebene, wirkt der Spitzwegerich auf der seelischen Ebene stärkend, kühlend und schützend. Er löscht das Feuer bei impulsiver, überschießender Emotionalität. Und er schenkt Kraft, Orientierung und eine ausgleichende Balance zwischen Anspannung und Entspannung. Als der „Herr in Nadelstreifen“ ist er richtungs- und wegweisend und zeigt uns bei Orientierungslosigkeit den richtigen Weg – aber auch den Weg zu uns selbst und das Vertrauen in den eigenen Weg.

Verwendung in der Heilkunde

  • Atemwegserkrankungen (chronisch u. akut)
  • Erkältungskrankheiten
  • Entzündliche Hauterkrankungen
  • Erschöpfung u. körperliche Schwäche
  • Immunsystem stärken / Rekonvaleszenz
  • Insektenstiche
  • 1. Hilfe bei leichten Verbrennungen + Verletzungen
  • Magen- und Darmschleimhautentzündung
  • Mund- und Rachenraumentzündungen
  • Verdauungsbeschwerden (Bitterstoffe!)
  • Verstopfung (Flohsamen)
  • Wald- und Wiesenpflaster
  • Wundheilung

Zur äußerlichen Anwendung z.B. als Wundheilmittel, bei entzündlichen Hauterkrankungen oder bei Insektenstichen können die frischen Spitzwegerich-Blätter zerrieben oder zerdrückt werden, damit der Saft austreten kann. Das ganze wird dann als Auflage auf die betroffene Stelle aufgelegt. Alternativ kann äußerlich auch eine aus frischen Blättern angesetzte Tinktur genutzt werden, eine Spitzwegerich-Salbe oder eine Auflage aus einem Spitzwegerich-Tee.

Zur inneren Anwendung kann man die Spitzwegerich-Blätter am besten täglich frisch verzehren,  oder als Tee oder Frischpflanzenpresssaft einsetzen. Alternativ kann man aus den frischen Blättern eine Tinktur oder einen Auszug mit Honig (z.B. Erdkammer-Sirup oder Hustensirup) herstellen. Denn nur frisch ist das antibiotisch, entzündungshemmende und reizmildernd wirkende Aucubin in ausreichender Menge enthalten. Wie bereits erwähnt geht das Aucubin beim Trocknen verloren. Die anderen guten Inhaltsstoffe bleiben in den getrockneten Spitzwegerich-Blättern enthalten und können ihre Wirkung auch im getrockneten Zustand z.B. als Tee überbrüht entfalten.

Die reifen Samen können wie „Flohsamen“ verwendet werden und helfen als natürliches Quellmittel bei Verstopfung.

Nebenwirkungen und Kontraindikationen

Sind keine bekannt.

Wildkräuterküche

Für die Verwendung in der Küche eignen sich die Blätter des Spitzwegerichs als Salatbeigabe, im Pesto, als Zutat in einer Kräuter-Suppe oder in einem Kräuter-Quark. Gekocht bzw. angedünstet kann der Spitzwegerich wie Spinat gegessen werden. Zum Verzehr verwende ich nur die zarten jungen Blättchen. Die größeren älteren Blätter schmecken herber und bitterer. Das ist aber Geschmacksache.

Die grünen Knospen mit etwas Butter, Salz und Pfeffer in der Pfanne geröstet, schmecken sehr gut zum Salat. Gerade die langen Knospen des Breit-Wegerichs sind gut geeignet, um sie wie grünen Spargel zu verwenden.

Die Samen können wie Flohsamen oder Leinsamen verwendet werden und zum Beispiel auch im Brot und Gebäck eingebacken oder über Müsli und Porridge gegeben werden. Sie haben einen wunderbar nussigen Geschmack.

Spitzwegerich-Suppe (falsche Pilzsuppe):

Zutaten:

2 große Handvoll Spitzwegerich (zarte junge Blätter)

2 Möhren

2 große Kartoffeln

1,5 l Gemüsebrühe

Ca. 100ml Sahne (Alternativ: Hafersahne oder eine andere Pflanzensahne)

Den Spitzwegerich klein schneiden und in etwas Butter, Öl oder Kokosfett andünsten. Die Möhren und Kartoffeln in kleine Würfel schneiden und ebenfalls kurz mit andünsten. Mit der Brühe ablöschen und 10 – 15 Min. köcheln lassen. Die Suppe pürieren, mit der Sahne verfeinern und nach Belieben würzen.

Als Topping kann die Suppe zum Servieren beispielsweise noch mit Blüten, Brennnesselsamen oder den angedünsteten Knospen des Spitzwegerichs (grüne Knospen noch komplett verschlossen) dekoriert werden.

Geschmacklich erinnert die Suppe an eine Pilzsuppe, da die jungen Blätter ein champignonartiges Aroma haben.

Erdkammer-Sirup (altes Hausmittel bei Husten u. Erkältungskrankheiten):

Dafür eine Schicht in feine Streifen geschnittenen Spitzwegerich ca. 1cm dick in ein großes Schraubdeckelglas legen. Danach mit einer Schicht Honig ca. 1cm bedecken. Immer im Wechsel schichten und als letzte Schicht mit Honig abdecken. Das Glas wird dann 50cm tief in die Erde eingegraben u. 2-3 Monate ziehen lassen. Alternativ kann das Glas auch in einem dunklen, gleichmäßig temperierten Küchenschrank oder Keller aufbewahrt werden. Dann durch ein Sieb ablaufen lassen u. abfüllen.

Alternativ können hier zusätzlich zu dem Spitzwegerich, noch Salbei und Thymian mit dazu gegeben werden.

Bei Husten, Halsschmerzen und Heiserkeit  3-5 mal täglich einen Teelöffel nehmen und langsam im Mund zergehen lassen. Auch für Kinder ab 1 Jahr geeignet (für Säuglinge kann Honig gefährlich werden; es besteht die Gefahr an Säuglingsbotulismus zu erkranken ausgelöst durch das evtl. im Honig enthaltene Bakterium clostridium botulinum)

Für Fragen und Anregungen nutze gerne mein  Kontaktformular oder schreibe mir direkt eine E-Mail an Melanie@gruengesund.de 

Quellen

  • Die Kräuter in meinem Garten – Sigrid Hirsch & Felix Grünberger
  • Die Sprache der Pflanzenwelt – Svenja Zuther
  • Heilpflanzentherapie – Doris Grappendorf
  • Kosmos Naturführer Was blüht denn da?
  • Pflanzliche Urtinkturen – Kalbermatten
  • Phytotherapie – Isolde Richter HP-Schule / Kristina Kiehl
  • Skript zur Ausbildung Phytotherapie – Doris Grappendorf / Krüthus Everding
  • Wildkräuter-Apotheke – Doris Grappendorf
  • Fotos: Roman Fuchs / Fuchs-Naturfotografie mehr Infos