Die Brennnessel – Die Feurige

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Die Brennnessel (Urtica dioica) - Die Feurige

Die Brennnessel ist auf den ersten Blick eine unscheinbare Pflanze, die fast überall wächst und die oft vorschnell als Störenfried aus den Gärten entfernt wird. Hier lohnt sich der 2. Blick und sich wirklich näher mit ihr zu beschäftigen. Denn nicht ohne Grund hat man sie zur Heilpflanze des Jahres 2022 gewählt. Denn sie hat uns auf allen Ebenen einiges für unser Wohlbefinden zu bieten.

Wer ist nicht schon einmal mit ihren Brennhaaren in Berührung gekommen. Das steckt schon in ihrem  lateinischen Namen „ urere = brennen“. Doch genau dieses Merkmal ist es, was ihr eine feurige Eigenschaft verleiht. Nach dem Kontakt mit den Brennhaaren ist die Durchblutung so stark angeregt, dass sie die müden Lebensgeister und die Lebensenergie wieder zum fließen bringt. Neben der durchblutungsfördernden Wirkung hat sie aber noch eine ganze Menge mehr zu bieten. Sie ist vollgepackt mit Mineralien und weiteren gesundheitsfördernden Stoffen. Deshalb sollte sie einen festen Platz in der täglichen Ernährung haben. Außerdem sagt man über sie, „dass sie mit allen faulen Säften im Körper aufräumt“. Sie hilft uns zu entgiften und reinigt das Blut. Also ideal als Stärkungsmittel und Entgiftungskuren bei Müdigkeit, Erschöpfung oder zur Erholung nach einer längeren Krankheitsphase.

Wo wächst sie und wie erkenne ich sie?

Einjährige und ausdauernde krautige Pflanze mit einem kräftigen teils rötlichen Stengel mit gegenständigen und kreuzständigen Blättern mit großen spitzen Zähnen am Blattrand. Sie erreicht eine Größe von bis zu  1,50m und vermehrt sich über Wurzel-Rhizome.

Typisch sind ihre langen Brennhaare an Blättern und Stengeln, die bei Berühren einen brennenden Schmerz erzeugen. Unter dem Mikroskop kann man erkennen, dass die Brennhaare aussehen wie kleine Kanülen, die mit Ameisensäure gefüllt sind. Bei Berührung bricht das obere Ende der Kanüle ab und schiebt sich unter die Haut. Die Ameisensäure gelangt dann in die Haut und es bildet sich eine Quaddel (gefüllte Blase).

Die kleinen Blüten der Brennnessel sind etwas unscheinbar und leicht zu übersehen. Sie blüht in einem zarten weiß bis hellgrün. Man findet männliche abstehende, kurze Blütenrispen und weibliche große, hängende Blütenrispen an verschiedenen Pflanzen. Nach der Blüte reifen die Samen heran, die von Juli bis Oktober geerntet werden können.

Grundsätzlich wächst die Brennnessel auf allen Böden. Sie bevorzugt aber nährstoffreiche und feuchte Standorte und  ist eine sogenannte Indikator- oder Zeigerpflanze für Stickstoff. D.h. dort wo sie wächst ist der Boden sehr stickstoffreich und hat häufig einen sauren ph-Wert.

Verwendete Pflanzenteile

Blätter, Samen und Wurzeln

Die jungen Blätter können über das ganze Jahr geerntet werden, da die Brennnessel auch im Winter bei milden Temperaturen zu finden ist. Die Samen erntet man im Spätsommer, sobald sie braun werden. Die Wurzel gräbt man dann ab dem späten Herbst bis in den Frühling, wenn die ersten Triebspitzen zu finden sind.

Hauptinhaltsstoffe

  • Flavonoide
  • Histamin
  • Ameisensäure, Essigsäure, Kaffeesäure
  • reich an Mineralien u. Spurenelementen, wie Eisen, Magnesium, Kalium, Natrium, Silizium (Kieselsäure)
  • viel Eiweiß (ca. 30%)
  • Chlorophyll
  • Vitamine, v.a. A, C + E, K
  • pflanzliche Hormone (in Samen und Wurzeln)

Wirkweise (Eigenschaften)

  • blutbildend bzw. blutbildungsfördernd
  • blutreinigend + entgiftend
  • blutzuckersenkend ( durch Beeinflussung der Enzymproduktion in der Bauchspeicheldrüse)
  • blutdrucksenkend
  • entwässernd  u. harntreibend (diuretisch) -> Wirkt sanft und entwässert nur, wenn der Körper es möchte – im Gegensatz zur Birke, die spült immer!
  • entzündungshemmend
  • cholesterinsenkend u. positiver Einfluss auf die Reduzierung der Harnsäurewerte
  • hautreizend / durchblutungsfördernd
  • Haarwuchs fördernd
  • stärkend
  • stoffwechselanregend
  • zellerneuernd
  • hormon-ausgleichend

Wirkung auf emotionaler Ebene

Auf der emotionalen Ebene gibt uns die Brennnessel Willenskraft und Durchsetzungsvermögen, um uns von alten, unbrauchbaren Mustern, Gewohnheiten und Lebensumständen zu befreien. Sie hilft uns Altes loszulassen und das Neue mit Feuer und Aggressivität im positiven Sinne in unser Leben zu bringen.

Verwendung in der Heilkunde

  • Allergien (Heuschnupfen)
  • Ausleitung u. Entgiftung über die Niere
  • Anämien v.a. bei Eisenmangel / Blutbildung
  • Antriebslosigkeit, Müdigkeit und Erschöpfung
  • Blutreinigungskuren
  • Entgiftung
  • Gicht (Senkung des Harnsäurespiegels)
  • Haarausfall oder Haarwuchsmittel
  • Harnwegserkrankungen
  • Hypertonie (Bluthochdruck) -> z.B. als Brennesselwasser
    auch in Kombination mit der Einnahme von Blutdruck-Senkern
  • Nierensteine / – grieß (auch vorbeugend)
  • Ödemprophylaxe (Wassereinlagerungen)
  • Prostata / Männergesundheit (Wurzel u. Samen, bei Prostatahyperplasie gut in Kombination mit Weidenröschen)
  • Rheuma
  • Rückenschmerzen + Muskuläre Verspannungen (Durchblutungsförderung)
  • Stärkungsmittel (z.B. zur Erholung nach Krankheiten)

In der Volksheilkunde wird sie bevorzugt wegen ihrer durchblutungsfördernden, entwässernden und stoffwechselanregenden Wirkung verwendet. Diese wunderbar vielseitige Heilpflanze regt den gesamten Organismus an, spült den Körper kräftig durch und reinigt ihn von Giftstoffen. Man sagt ihr nach, „dass sie mit allen faulen Säften aufräumt“. Deshalb wird sie gerne zur Entgiftung in Frühjahrs- / Blutreinigungskuren verwendet.

Die B. ist die Heilpflanze für den Mann. Sie enthält pflanzliche Hormone, die bei  Beschwerden der männlichen  Geschlechtsorgane eingesetzt werden können und auch hier das Feuer bzw. die Lebensenergie wieder zum fließen bringt (Potenzsteigerung, Prostatabeschwerden, etc.).

Bei Heuschnupfen: Tee-Kur von ca. 6 Wochen im zeitigen Frühjahr beginnen. Alternativ: Brennnessel-Tinktur 3x tägl. 10 Tropfen (gilt für selbst angesetzte Tinktur; bei gekauften Präparaten Einnahmeempfehlungen beachten).

Nebenwirkungen und Kontraindikationen

Nicht verwenden bei Ödemen und Wasseransammlung infolge eingeschränkter Herz- und Nierentätigkeit.

Bei Problemen mit der Eiweißverdauung kann der Verzehr von Blättern und Samen evtl. Beschwerden verursachen.

Wildkräuterküche

Die Brennnessel kann wunderbar in der Küche als Gemüse, Suppe oder Zutat für Salate, Pesto und sogar eingebacken im Brot oder  Gebäck verwendet werden. Vor Verarbeitung der Brennnesselblätter sollten die Brennhaare „entschärft“ werden. Für den Rohverzehr einfach die Blätter mit einem Nudelholz ein wenig bearbeiten oder mit einem Kochlöffel von beiden Seiten darüber klopfen. Beim erhitzen und anbraten verlieren die Brennhaare ihre gemeine Wirkung.

Getrocknet können die Blätter und Samen prima als Zutat für ein Kräutersalz. Für die tägliche optimale Nährstoffversorgung können Blätter und zarte Stengel als Zutat in einen gesunden Smoothie verarbeitet werden.

Brennnessel zur Eisenversorgung

Zur optimalen Versorgung mit Vitaminen, Mineralien u. Spurenelementen v.a. Eisen ist es zu empfehlen die Brennnessel mit der Schafgarbe zu kombinieren. Die Schafgarbe dient als sog. Zellkommunikator für Eisen. Das bedeutet, dass sie hilft die Aufnahme von Eisen durch die Zellen positiv zu beeinflussen. Die Brennnessel enthält ca. 7,8mg Eisen / pro 100g (doppelt so viel wie Spinat!) und ca. 300mg Vitamin C / pro 100g. 

Der normale Tagesbedarf eines Erwachsenen an Eisen beträgt laut DGE (Stand 2000): 1 – 2 mg / Tag. 

Da das in der Nahrung enthaltene Eisen aber nur zu 10% vom Körper aufgenommen wird, muss die täglich zugeführte Menge
entsprechend höher sein. Hier empfiehlt die DGE (Stand 2000): 10 – 15 mg / Tag (Schwangere 30 mg und Stillende 20mg)

Rezepte

Brennnesseltee (als Infus):

1 Tl. Brennnesselblätter (getrocknet od. frisch) mit einer Tasse (ca. 250ml) kochendem Wasser übergießen u. ca.7 Min. ziehen lassen. 2-3 Tassen täglich trinken. Für eine Teekur geeignet: 4-6 Wochen, ideal im Frühjahr oder Herbst.

Brennnesselwasser (zur sanften Entgiftung):

Dafür gibt man z.B. 2 – 3 frische Brennnesseltriebe (oberste 3 Etagen) in eine Kanne und füllt mit 2 Litern frischem stillen Wasser (ideal Quellwasser) auf. Das Wasser 1-2 Stunden ziehen lassen und über den Tag verteilt trinken. Die Kräuter können den Tag über in der Kanne verbleiben. Nicht über Nacht stehen lassen, da es bei Brennnesseln schnell zu einer unangenehm riechenden Jauche wird.

Für das Pflanzenwasser können auch verschiedene Pflanzen kombiniert werden.

Für Fragen und Anregungen nutze gerne mein  Kontaktformular oder schreibe mir direkt eine E-Mail an Melanie@gruengesund.de 

Quellen

  • Die Kräuter in meinem Garten – Sigrid Hirsch & Felix Grünberger
  • Die Sprache der Pflanzenwelt – Svenja Zuther
  • Heilpflanzentherapie – Doris Grappendorf
  • Kosmos Naturführer Was blüht denn da?
  • Pflanzliche Urtinkturen – Kalbermatten
  • Phytotherapie – Isolde Richter HP-Schule / Kristina Kiehl
  • Skript zur Ausbildung Phytotherapie – Doris Grappendorf / Esther Everding
  • Wildkräuter-Apotheke – Doris Grappendorf
  • Fotos: Roman Fuchs / Fuchs-Naturfotografie mehr Infos